Das Pushen neu lernen mit dem Meketa Bamboo Skogger als Pumper /Pusher-Hybrid

Ich muss zugeben, dass ich zum Pushen immer gedroppte Boards bevorzugt habe. Das Deck liegt näher am Boden, was für Stabilität sorgt und das Pushen wird dadurch im Allgemeinen einfacher. Mit der Entwicklung meines persönlichen Verständnisses vom Skogging verspürte ich jedoch den Wunsch, das Skaten surfiger zu gestalten und auch eine einfachere Möglichkeit zum Pumpen in meine Skogging-Workouts einzubauen. Die beste Lösung hierfür schien mir, ein Top Mount-Board ohne Drop zu verwenden. Da der Whatever Skateboards Bamboo Skogger von Steven Meketa genau diese Eigenschaften besitzt, außerdem eine schöne große Plattform hat, die im vorderen Bereich noch etwas weiter wird (gut fürs Pumpen) und mich die Flex-Eigenschaften neugierig machten, war es eine leichte Entscheidung, mir das Board anzuschaffen; auch wenn es in Europa nirgends erhältlich ist. (Das Deck kann über Whatever Skateboards bestellt werden.)

 

Als ich es dann endlich vor mir hatte, fiel mir als erstes auf, dass es sehr groß wirkte. Obwohl es nur etwas länger ist als mein großer gedroppter Pusher, den ich normalerweise zum skoggen nehme, hat es als Top Mount-Board ohne Cutouts für die Wheels doch noch einiges mehr an Oberfläche. Ich fragte mich, ob ich dieses Board wirklich einfach pumpen könnte. Aber mit den Carver CX.4/C2.4 Trucks wurde das Pumpen des Bamboo Skoggers dann doch super einfach. Trotz der Länge des Boards sorgen diese Achsen außerdem für das surfige Fahrgefühl, nach dem ich gesucht hatte. Von meiner bisherigen Erfahrung kann ich sagen, dass dieses Top Mount-Setup mit den Carver Trucks eine sehr gute Kombination für ernsthaftes Long Distance Pumping ist, die es außerdem ermöglicht, zwischendurch wirklich enge surfige Turns zu fahren. Im Grunde ist das Ergebnis auch nicht so überraschend, denn wie uns die Slalom-Boards zeigen, sind die besten Decks zum Pumpen top mount und nicht gedropped.

 

Für Distance Pusher gibt es bei diesen Setups jedoch normalerweise einen Nachteil, da das Board relativ hoch über dem Boden liegt. Das trifft insbesondere dann zu, wenn man Carver Trucks benutzt, weil man ausreichend Platz zwischen Rollen und Deck benötigt, um Wheelbites zu vermeiden. 

Meketa Bamboo Skogger

Um nicht gedroppte Boards zu pushen, müssen die Knie mit jedem Push stärker gebeugt werden, was auf längeren Strecken zu einer schnelleren Ermüdung des auf dem Board stehenden Beins führt. Natürlich gibt es auch so genannte Hybrid-Boards, die sich noch pumpen lassen auch wenn sie normalerweise eine niedrigere Plattform haben, um weiterhin leichteres Pushen zu ermöglichen. Das Resultat kann jedoch nicht mit der Pump-Leistung eines höheren Top Mount-Boards mithalten.

 

Aus der Sicht eines Skoggers ist ein Hybrid-Board nicht wirklich notwendig, denn beim Skogging wird der Schwerpunkt beim abwechselnden Pushen mit beiden Beinen normalerweise auf das Workout an sich gelegt. Wenn man dabei kleine Kniebeugen ausführt, wird das Fortbewegen mit dem Board für geübte Skogger im Grunde zu einem noch interessanteren Workout. Wenn das Ziel eines Distance-Skaters jedoch darin besteht, eine bestimmte Route in der schnellstmöglichen und gleichzeitig energiesparendsten Weise zurück zu legen, indem er zwischen Pumpen und Pushen wechselt, dann scheint ein Board ohne Drop wie der Meketa Skogger nicht unbedingt die beste Wahl.

 

Wenn es um die Effizienz des Long Distance Pushing/Pumping geht, ist jedoch aus meiner Sicht - wie bei jeder anderen Sportart auch - der wichtigste Faktor der Stil und das Können des Sportlers selbst. Verglichen damit ist das Setup nur von zweitrangiger Bedeutung, da es nur einige zusätzliche kleinere Vorteile bereit stellen kann, die ein erfahrener und gut trainierter Skater nicht wirklich braucht (das gilt um so mehr für die Disziplin des Distance Skateboarding). Andererseits kann das verwendete Equipment sehr schnell die eigenen Fähigkeiten negativ beeinflussen oder zugrunde richten.

 

Als Beispiel aus der Welt des Jogging können wir die gepolsterten High-Tech-Laufschuhe nehmen, die mehr Dämpfung und Komfort für bessere, schnellere und längere Läufe versprechen. In den letzten Jahren stellte sich jedoch heraus, dass diese Schuhe nicht die ultimative Lösung darstellten, denn sie fördern den Einsatz der Ferse beim Laufen, was beim Joggen nicht der geeignetste Laufstil ist, da er über längere Zeit zu Verletzungen führen kann. Muskeln in den Beinen und Füßen, die normalerweise eingesetzt werden wenn man barfuß oder zumindest in minimalistischen Schuhen läuft, werden dadurch nicht mehr trainiert und bauen ab. Schließlich verliert man die Fähigkeit, in einer für den Körper gesunden Haltung zu laufen. Es gibt viele Beispiele von geübten Läufern, die barfuß oder mit dünner Sohle in den Schuhen verletzungsfrei laufen können und dabei viel effizienter und schneller sind als Läufer in gedämpften Laufschuhen. Diese Läufer tendieren auf natürliche Weise dazu, bei ihren Schritten zuerst den Vorfuß oder Mittelfuß aufzusetzen.

 

Das mit diesem Beispiel zum Ausdruck gebrachte Prinzip kann genauso auf die verschiedenen Arten von Boards übertragen werden, die wir beim Skaten benutzen. Wenn wir gedroppte Boards verwenden hat das einen Einfluß auf die Art wie wir unsere Beine zum Pushen einsetzen. Wenn wir versuchen würden über einen längeren Zeitraum auf höherliegenden Boards zu pushen, könnten wir damit andere Muskeln trainieren und vielleicht einen Weg finden, der das Pushen genauso effektiv werden läßt, wie bei der Verwendung tieferliegender Decks. Ich behaupte nicht, dass gedroppte oder tiefere Boards nicht gut sind oder keinen Sinn machen. Wir sollten sie nur nicht als die einzige Lösung für effizientes Long Distance Pushing ansehen, nur weil sie offensichtlich von Anfang an sehr komfortabel wirken.

 

Ich bin überzeugt, dass der Schlüssel für effizientes Distance-Skateboarding alleine in der Art des Pushens selbst gefunden werden kann. Der wichtigste Aspekt hierbei ist es, den Körper korrekt auszurichten und in einen tieferen Stand zu bringen, in dem man sich die meiste Zeit über mit konstant gebeugten Knien bewegt. Das ist der gleiche Stand, den man auch einnimmt, während man sich beim Üben des Tai Chi hin und her bewegt. Dieser Stand gibt nicht nur Stabilität, sondern verhindert auch die ständige Auf- und Abbewegung beim Beugen der Knie, die man ansonsten mit jedem Push auf einem höherliegenden Deck ausführen müsste. Durch die Vermeidung dieser aktiven Kniebeugen bleibt das Bein auf dem Board mehr oder weniger konstant auf der gleichen Ebene. Auch wenn man sich zuerst an diese neue Position gewöhnen muss, wird es mit der Zeit möglich werden, die Muskeln in den Beinen mehr und mehr zu entspannen. Ein weiterer wichtiger Punkt besteht darin, das vordere Bein im Moment des Pushens zu entlasten. Als Resultat dieser ChiSkogging-Techniken werden die Beine nicht in gleicher Weise ermüden, wie beim Pushen eines nicht gedroppten Boards ohne Beachtung dieser Prinzipien. Alles hängt von der Übung und der Entwicklung der eigenen Fähigkeiten ab. Wenn ich in Zukunft also mit meinem neuen Meketa Skogger zum Skoggen nach draußen gehe, wird das ein guter Anlass für mich sein, meine Fähigkeiten zum Pushen in einer viel tieferen Körperposition als bisher zu üben und zu vertiefen.

 

Nach meinen bisher gemachten Erfahrungen kann ich sagen, dass der Meketa Bamboo Skogger mit seinem federnden Flex und seiner großen Plattform, die viel Platz für die Beinarbeit beim Skogging bietet, ein sehr guter Pusher/Pumper-Hybrid für erfahrene Skogger ist, die beide Beine mit der gleichen Kraft einsetzen können.